Arzneipflanzen

Pate: Julia Pieh

FAMILIE: Asteraceae (Korbblütler).
HABITUS: Bis 80 cm hohe, aufrechte, krautige Staude. Rhizom bildet lange unter- oder oberirdische Ausläufer mit sterilen Trieben. Sehr formenreiche Art.
BLÄTTER: Blätter mehrfach fiederschnittig.
BLÜTEN: 4–6 mm breite Blütenköpfchen in Schirmrispen, Zungenblüten weiß bis purpurn, nie gelblich.
BLÜTEZEIT: Juni bis Oktober.
FRÜCHTE: Achäne.
VERBREITUNG: Fettwiesen, Wegränder, Dämme.
DROGE:
Millefolii herba Ph. Eur. (Schafgarbenkraut).
Millefolii flos (Schafgarbenblüten).
INHALTSSTOFFE:
0,2 bis über 1 % ätherisches Öl, das durchschnittlich 12 % (in guten Drogen über 25 %) Chamazulen enthält, aber auch azulenfrei sein kann. Das Chamazulen färbt das ätherische Öl je nach Gehalt gelblich bis schwarzblau. Chamazulen geht aus Vorstufen hervor, die als Proazulene bezeichnet werden und als solche nicht im ätherischen Öl vorliegen. Die Vorstufen gehören zu den Sesquiterpenbitterstoffen. Die weitere Zusammensetzung des Öls ist sehr variabel und umfasst Monoterpene (1,8-Cineol) sowie Sesquiterpene (z.B. β-Caryophyllen und α-Bisabolol). 0,02 % Bitterstoffe vom Sesquiterpentyp, wie das 8-α-Acetoxy-10-epi-artabsin, 8-α-Angeloxy-10-epi-artabsin und weitere. Die Proazulene sind qualitätsbestimmend für die Droge. Ferner sind Flavonoidglykoside, wie Rutosid und Schaftosid, enthalten.
ANWENDUNG:
Äußerlich: Zu Sitzbädern bei Krampfzuständen im kleinen Becken der Frau.
Innerlich: Appetitlosigkeit, funktionelle Störungen im Oberbauch, wie Völlegefühl, Blähungen u.ä. Eine entzündungshemmende Wirkung besitzen alkoholische Zubereitungen.


Wirkungsbild:
  • deutlich vermehrte Sekretion von Gallensäuren (choleretisch),
  • appetitanregend,
  • krampflösend (spasmolytisch),
  • adstringierend,
  • antibakteriell und
  • entzündungshemmend (alkoholische Auszüge)

Standort:

Gelber Eisenhut

Aconitum lycoctonum L.

Pate: Eva Salzer

FAMILIE: Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse).
HABITUS: Bis 1,5 m hohe, aufrechte Staude, Wurzel nicht knollig verdickt.
BLÄTTER: Stängelblätter handförmig, 5- bis 7-spaltig, mit breiten Zipfeln.
BLÜTEN: Hellgelb mit zylindrischem Helm, der ca. 3 x so hoch wie breit ist. Blütenstiel meist mehr oder weniger dicht und abstehend behaart. Blütenstand meist locker und abstehend-ästig.
BLÜTEZEIT: Juni bis August.
FRÜCHTE: Balgfrüchte.
VERBREITUNG: In Wäldern und Gebüschen Europas. Alpen, Alpenvorland, Jura, Vogesen, Schwarzwald, Karpaten und Balkanhalbinsel. Die Pflanze steht unter Naturschutz (Bundesnaturschutzgesetz vom 01.02.2001).
DROGE:
Das frische Kraut.
INHALTSSTOFFE:
Etwa 1 % Diterpen-Alkaloide, hauptsächlich mit Lycaconitin und Lycoctonin; das Isochinolinalkaloid Magnoflorin.
ANWENDUNG:
Die Wurzel wird in der Schulmedizin nicht verwendet. Homöopathisch ist das frische Kraut monographiert.

Anmerkung: Durch den Gehalt an Alkaloiden ist die Pflanze, wie alle Aconitum-Arten, giftig. Es kann zu folgenden Vergiftungserscheinungen kommen:
  • Taubheitsgefühl
  • Kälteempfindlichkeit
  • Übelkeit
  • Herzrhythmusstörungen
  • Krämpfe
  • Kreislauflähmung

Standort:

Blauer Eisenhut

Aconitum napellus L.

Pate: David Miller

FAMILIE: Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse).
HABITUS: Sommergrüne, bis 1,5 m hohe, aufrechte Staude, Wurzel rübenförmig verdickt.
BLÄTTER: Stängelblätter handförmig, 5- bis 7-spaltig, tief eingeschnitten.
BLÜTEN: Blau mit Helm und Sporn. Blütenstand traubig.

BLÜTEZEIT: Juni bis August.
FRÜCHTE: Balgfrüchte mit glänzend schwarzem Samen. 
VERBREITUNG: Europa, auf subalpinen Hochstaudenfluren, Bachsäumen, Gebüschen; kalkliebend. In mehreren Sorten als Zierpflanze in den Gärten. Die Pflanze steht unter Naturschutz (Bundesnaturschutzgesetz vom 01.02.2001).

DROGE:
Aconiti tuber (Eisenhutknollen).
INHALTSSTOFFE:
Etwa 20 verschiedene Diterpen-Alkaloide mit Aconitin, Mesaconitin, Hypaconitin u.a.; wenig Aconitsäure. Der Alkaloidgehalt ist sehr vom Entwicklungszustand der Pflanze abhängig und schwankt zwischen 0,2 und 1,2 %, in den Wurzelknollen zwischen 0,3 und 2,0 %. Der höchste Gehalt wird im Herbst erreicht.
ANWENDUNG:
Nur homöopathisch.

Anmerkung: Alle Pflanzenteile sind giftig. Erste Anzeichen der Vergiftung können schon nach wenigen Minuten auftreten:
  • Kribbeln, taubes, schmerzhaft brennendes Gefühl (Parästhesien) im Mund, den Fingern, Zehen un der ganzen Körperoberfläche
  • Abfall der Körpertemperatur unter Schweißausbrüchen
  • Übelkeit, Speichelfluss, Erbrechen, kolikartiger Durchfall und Harndrang
  • Atmung geschwächt, verlangsamt und unregelmäßig
  • Blutdruck erniedrigt
  • Sehstörungen (Gelb-Grün-Sehen)
  • Ohrensausen
  • starke Schmerzen
  • Exitus bei vollem Bewusstsein innerhalb von 6 Stunden durch Herzversagen oder Atemlähmung

Standort:

Pate: Birgit Sandstede

FAMILIE: Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse).
HABITUS: Blühend 1 bis 2 m hohe Staude.
BLÄTTER: Doppelt gefiedert, groß.
BLÜTEN: Weiß, in verzweigenden, oben etwas übergeneigten Trauben.
BLÜTEZEIT: Juli bis September.
VERBREITUNG: Atlantisches Nordamerika in schattigen Wäldern. Bei uns wegen der auffälligen Blütenstände und des attraktiven Laubes als Zierpflanze. Die Pflanze bevorzugt halbschattige Standorte. 
DROGE:
Cimifugae rhizoma Ph. Eur. (Cimifugawurzelstock).
INHALTSSTOFFE:
Triterpenglykoside vom Cycloartenoltyp (Hauptkomponente: 23-epi-26-Desoxyactein; Actein, Cimicifugoside u.a.); Alkaloide Cytisin und Methylcytisin, Flavonoide.
ANWENDUNG:
Zur Besserung von durch Wechseljahre bedingten psychischen und neurovegetativen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, übermäßiges Schwitzen oder Reizbarkeit.

Anmerkung: In sehr seltenen Fällen kann es als Nebenwirkung zu Magen-Darm-Beschwerden, allergischen Reaktionen der Haut oder Gesichtsröte kommen. Die Anwendung als Teezubereitung entfällt, da die Einnahme von eingestellten Präparaten (z. B. Trockenextrakten) zu bevorzugen ist.

Standort:

Frühlings-Adonisröschen

Adonis vernalis L.

Pate: Ursula Vierkotten

FAMILIE: Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse).
HABITUS: Bis 30 cm hohes, ausdauerndes Kraut. Aufrechter Spross, am Grunde mit Schuppen, oben beblättert.
BLÄTTER: Bis 4-fach fiederschnittig.
BLÜTEN: Einzeln, bis 20 hellgelbe Kronblätter. Kelchblätter weichhaarig.
BLÜTEZEIT: April bis Mai.
VERBREITUNG: Mitteleuropa bis Südosteuropa. Die Pflanze steht unter Schutz nach dem Bundesnaturschutzgesetz vom 1. Februar 2001.
DROGE:
Adonidis herba (Adoniskraut).
INHALTSSTOFFE:
Cardenolidglykoside (0,2 - 0,8 %) mit Cymarin, Adonitoxin u.a. herzwirksamen Steroidglykosiden; Flavonoide (1 % C-Heteroside, wie Vitexin).
ANWENDUNG:
Meist in Kombinationspräparaten bei leichter Herzinsuffizienz, „Altersherz“, Kreislaufschwäche.

Anmerkung: Gefährlichkeitsgrad wird mit „stark giftig“ beurteilt. Mengen über 2 g Blätter wirken schon giftig. Die Vergiftungserscheinungen entsprechen denen des Roten Fingerhuts; nur etwas milder und weniger kumulierend.


Standort: